Der Haushalt 2020 der Stadt Zwingenberg, in der Stadtverordnetenversammlung vom 13.2.2020 zur Abstimmung vorgeschlagenen Form, ist für die GUD nicht mittragbar. Wir erkennen kein ausgeglichenes Konzept für die Finanzierung der notwendigen Kreditaufnahme. Mit der Streichung des Jugendzentrums entfällt ein wichtiges Angebot im Bereich der Jugendarbeit. Der Erhalt einer robusten Eigenständigkeit in der Wasserversorgung ist aus dem Blickfeld geraten.
Wir können daher dem vorgelegten Haushalt 2020 nicht zustimmen!
In seiner Haushaltsrede führte unser GUD-Fraktionsvorsitzender Ulrich Kühnhold unsere Standpunkte vor der Stadtverordnetenversammlung umfangreich aus:
Mit dem Haushalt 2020 wird von Seiten der Stadt Zwingenberg an einem großen Rad gedreht und es wäre noch größer, wenn nicht doch noch einige Investitionen in die nächsten Jahre hätten verschoben werden können. Großinvestitionen, wie die B3 und der Neubau eines zusätzlichen Kindergartens, sowie die Vorfinanzierung eines neuen Gewerbegebietes bestimmen im Wesentlichen den zusätzlichen Finanzierungsbedarf, der letztendlich zu einer Kreditaufnahme in der Höhe von ca. 5 Mio. Euro führt.
Allerdings haben sich die Rahmenbedingungen für die Finanzierung dieser Projekte, anders als zunächst geplant, verändert: Zuschüsse für den Neubau des Kindergartens werden nicht in dem Maße zur Verfügung stehen, da zu spät beantragt, so dass die bereits eingeplanten Fördermittel ausgeschöpft waren. Wie gestern berichtet wurde, gibt es vielleicht erneut Hoffnungen auf Zuschüsse, aber die erweiterte Kreditaufnahme ist zunächst erst einmal vorzusehen.
Durch den Beschluss die Straßenbeiträge abzuschaffen, entsteht ebenfalls eine Deckungslücke bei der Erneuerung der B3, so dass sich hierfür ebenfalls die Kreditaufnahme deutlich erhöht.
Die neuen Gewerbeflächen „Westlich der Platanenallee BA II“ sind nicht so einfach zu vermarkten, da nicht absehbar ist, wann die Stromtrasse verlegt wird; also die Mittelrückflüsse schwer einzuschätzen sind.
Alle drei Großprojekte haben also ihre Schattenseiten.
Auch wenn die Investitionen überwiegend kreditfinanziert sind, müssen zur Deckung des ordentlichen Haushaltes die Bürgerinnen und Bürger der Stadt über eine Erhöhung der Grundsteuer herangezogen werden.
Auch wenn die Einnahmenseite basierend auf Steuern und Abgaben sich nach wie vor auf hohem Niveau bewegt, so reichen nach den bisherigen Eckdaten die Mittelzuflüsse nicht aus, um einen ausgeglichenen Haushalt zu ermöglichen.
Bevor Hebesätze erhöht werden, sollten zunächst die Einsparpotentiale geprüft werden.
Die wesentlichen Kosten umfassen die Kinderbetreuung, die für die Stadt ein wichtiges Infrastrukturangebot als kinderfreundliche Stadt darstellen. Auch wenn die Personalkostensteigerungen überdurchschnittlich sind, ist es schwer eine Kostenreduzierung umzusetzen.
Ähnlich ist es in der Stadtverwaltung. Hier sind eher noch zusätzliche Belastungen durch die Digitalisierung der Geschäftsprozesse zu erwarten.
So haben mittlerweile die Personalkosten aller städtischer Angestellten zusammen wieder die Marke von 3 Mio. Euro überschritten, obwohl durch die Ausgliederung des Bauhofs für wenige Jahre diese Kostenart reduziert werden konnte.
Ein mittelfristiges Einsparpotential bieten die Leistungen, die von dem gemeinsamen Bauhof mit Alsbach bezogen werden, der sich hoffnungsvoll zu entwickeln scheint.
Ein Bauernopfer stellt die Streichung des Jugendzentrums dar, die aber nahezu keine Verringerung der Ausgaben der Stadt bringen wird. Die Verteilung des geplanten Jugendfonds wird zusätzliche Kosten der internen Leistungsverrechnung nach sich ziehen, so dass die Einsparung eines Jugendpflegers überwiegend ausgeglichen sein wird. Endlich haben es CDU und FDP geschafft, dass Leistungsangebot für Jugendliche auf die Jugendarbeit der Vereine zu begrenzen, um damit einige Jugendliche im Regen stehen zu lassen.
Weitere Ansätze zur Kosteneinsparung könnten nur der Haushaltskosmetik dienen und bringen keine substantiellen Einsparungen, die den Gestaltungsspielraum der Stadt deutlich erweitert hätten.
Wenn man sich die Haushaltsreden des Vorjahres nochmals in Erinnerung ruft, dann fällt ins Auge, dass einige Probleme des heute zu bewertenden Haushalts im letzten Jahr bereits angelegt waren.
Das Problem der Rechnungsabgrenzungsposten oder Haushaltsübertragungen, das bei verzögerten Rechnungseingang zu Neuansätzen im nachfolgenden Haushalt führt, trifft diesen Haushalt mit ca. € 280.000 hart.
Ein Thema, das uns einige Probleme erspart hätte, war in den Haushaltsberatungen 2019 der GUD-Antrag auf Einstellung einer Verpflichtungsermächtigung für den neuen Kindergarten, der leider keine Mehrheit fand. So konnten die Anträge für den Kindergartenzuschuss nicht rechtzeitig gestellt werden.
Ein weiteres Thema, das im aktuellen Haushalt nicht vorkommt, ist die „Teileigenständige Wasserversorgung“. Obwohl allerseits bekannt ist, dass der notleidende Brunnen nicht mehr viel leisten darf, findet dieses Thema nicht statt. Oder ist dies die Ruhe vor dem nächsten Sturm nach Sturm „Sabine“, auf eine sinnvolle Daseinsfürsorge in Zeiten des Klimawandels zu verzichten.
Jetzt komme ich nochmals auf das Thema Neufestsetzung der Hebesätze zurück.
Die GUD ist der Meinung, dass neben den Bürgern und Bürgerinnen der Stadt auch die Gewerbetreibenden solidarisch an der Zukunftsfinanzierung beteiligt werden sollten. Deshalb plädierte die GUD für eine maßvolle Anhebung der Hebesätze für die Grundsteuern auf 480 Punkte und auf 420 Punkte für die Gewerbesteuer.
Leider konnte die Mehrheit sich nicht für diesen Weg erwärmen. Wir lehnen deshalb den jetzt eingeschlagenen Weg als nicht ausgeglichen und zukunftsorientiert ab.
Auch dieses Jahr hat sich die GUD wieder in gewohnter Form sehr intensiv mit dem Haushalt beschäftigt und eine Reihe von konstruktiven Vorschlägen unterbreitet, die teilweise in den Änderungslisten zum Haushalt ihren Niederschlag gefunden haben.
Wir danken Herrn Bürgermeister Habich, der der Fraktion in bewährter Art und Weise wieder Rede und Antwort gestanden hat. Wir danken auch der Verwaltung, die das umfassende Zahlenwerk aufbereitet hat, mit dem immer schlüssiger gearbeitet werden kann.
Zusammenfassend bedauert es die GUD sehr, dass die anderen Parteien sich nicht für einen ausgewogenen, nachhaltigen Weg der Haushaltsfinanzierung entscheiden können. Wir hatten schon einmal mit den moderaten, umsichtigen Anhebungen der Hebesätze im Jahr 2015 dafür gesorgt, dass die Konsolidierung der Finanzen beschleunigt und damit über mehrere Jahre ein ausgeglichener Haushalt ermöglicht werden konnte, auch wenn natürlich die gute Konjunktur ihr Übriges hierzu beigetragen hat.